Kloster-Karpfen

Tausende Fische kreisen im klaren Quellwasser des Stiftes Kremsmünster. Der Wasserreichtum des Traunviertels hat die Mönche schon vor einigen hundert Jahren auf die Fischzucht gebracht. Um die Klosterküche für „Karpfen gebacken“ oder „Forelle blau“ mit fangfrischen Tieren zu versorgen, muß man aber nicht für jeden Fang die weite Reise zum Teich antreten. Einmal im Jahr wird mit großem Personalaufwand mit Netzen abgefischt. Die lebenden Karpfen und Forellen werden in den Fischkalter des Stiftes transferiert. Hier schwimmen die Schuppen- und Graskarpfen jetzt in einem der fünf Becken der feudalen barocken Säulenhalle. Viele Generationen seit 1692. In der Mitte jedes der Bassins wacht ein männlicher Schutzpatron aus dem Christentum und der griechischen Mythologie wie hier „David mit dem Bären“. Barocke Fresken an den Kuppeln. Jagdtrophäen an den Wänden. Aus den Wasserspeiern plätschert das Wasser. An der Wand hängt eine Balkenwaage mit Gewichtern. Im Winter werden die Fische an die weltliche Laufkundschaft verkauft. Dietmar, der Forst- und Fischwart steht dann im Schlachtraum, mit Gummischürze, Metallgewebe-Handschuhen und einem sehr scharfen Messer und fragt dann die Kundschaft: „Filettiert, geschuppt und ausgenommen oder lebend im Ganzen?“

Die Geschwister

Es gibt sie doch noch, die Welt ohne Fernsehgerät, ohne Internet, WELAN und ohne Mobiltelefon. An der Arbeit zu einem Buch über das Mühlviertel habe ich den Bauernhof der Ederbauern gefunden. Es ist ein traditioneller Vierkanthof in „Steinblass“-Bauweise, mehrere hundert Jahre alt. Lisl sitzt neben dem Ofen, wo sie gerade die Wäsche trocknet. Ihr Bruder Hubert hört am Esstisch im Herrgottswinkel Radio. Den Tag haben sie mit Melken, Apfelmostherstellung, Sensen schärfen und Hausarbeit verbracht. Gleich wird der Nachbar anläuten und einen Zettel vorbeibringen, mit einem Gedicht für Hubert, das von seinen Freunden am Wochenende zum Hubertus-Tag geschrieben wurde. Hubert mag es, Gedichte zu  lesen und zu schreiben.