Schilf, so weit man sieht. Schilfmandeln werden aus dem abgeernteten Schilf gestapelt und sind quasi Stamminventar einer pannonischen Landschaft. Egal, ob man seine Eislaufschuhe mitnimmt, einen Trockenanzug oder Badehosen, wer den Neusiedlersee besucht, kennt den breiten Schilf-Gürtel, der den See wie ein Schutzschild umstellt. Mehr als die Hälfte der Wasserfläche ist mit dem Süßgras bedeckt – das sind 180 km2. Das Schilf ist ein wichtiger Lebensraum für Vögel, Säugetiere und Fische. Auch die Südrussische Tarantel lebt hier. Das Ernten des Schilfes ist wichtig für eine Reduktion der Biomasse und um ein Zuwachsen des Sees zu verhindern. Mit Erntemaschinen, die „Seekühe“ heißen, wird das Schilf wie mit einem Mähdrescher geschnitten. Die Schilfschnitter aus der Zeit vor der Automatisierung waren noch mit Sicheln im Röhricht unterwegs und haben von Hand geerntet. Wie der Arbeiter, der gerade Bündel macht. Aus diesen wird dann Dach gedeckt. Dann schützt das Schilf unser Haus.
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Die Geschwister
Es gibt sie doch noch, die Welt ohne Fernsehgerät, ohne Internet, WELAN und ohne Mobiltelefon. An der Arbeit zu einem Buch über das Mühlviertel habe ich den Bauernhof der Ederbauern gefunden. Es ist ein traditioneller Vierkanthof in „Steinblass“-Bauweise, mehrere hundert Jahre alt. Lisl sitzt neben dem Ofen, wo sie gerade die Wäsche trocknet. Ihr Bruder Hubert hört am Esstisch im Herrgottswinkel Radio. Den Tag haben sie mit Melken, Apfelmostherstellung, Sensen schärfen und Hausarbeit verbracht. Gleich wird der Nachbar anläuten und einen Zettel vorbeibringen, mit einem Gedicht für Hubert, das von seinen Freunden am Wochenende zum Hubertus-Tag geschrieben wurde. Hubert mag es, Gedichte zu lesen und zu schreiben.